Tefla & Jaleel - Helden weinen nicht

Freunde anspruchsvoller, geistig wertvoller Rapmucke haben es schwer in diesen Tagen. Dissen ist Macht? So scheint es tatsächlich. Inhalt, den man auf reale Lebensumstände beziehen könnte, ist rar geworden. Deutschlands Rapszene orientiert sich mehr denn je an Amerika, an die Entwicklung einer eigenen Identität denkt scheinbar kein Mensch. Schamlose Übertreibung? Vielleicht!

„Tefla & Jaleel sind eine Rapgruppe, auf die sich alle einigen können.“ So stand es in der Bio zum Debutalbum „Interview“. Heute muss sich keiner mehr einigen. Nach einer EP und zwei Alben - und vor allen Dingen nach dem Genuss des neuen, mittlerweile dritten Albums „Nichts Is Umsonst“ - ist klar, dass Rap aus dem Phlatline-Lager wahrscheinlich das Realste ist, was man zur Zeit im Plattenladen bekommen kann. „Real“ orientiert sich in diesem Fall bestimmt nicht an Klamotten, dem Vergraben im Untergrund oder verbalen Messerstechereien, sondern schlicht an Ehrlichkeit und der Nähe zum Leben – welches im Endeffekt die Basis für die meisten Stücke auf dem neuen Album darstellt.

Für die Produktionen zeichnet das bereits bewährte Phlatline-Team, bestehend aus Jaleel, DJ Shusta und DJ Ron, verantwortlich, dazu kommen Produktionen von Taj Jason und Drache, der auch auf einem Feature zu hören ist. Ein weiterer Gast, den man zu hören bekommt, ist J-Luv. Das Album ist in jeder Hinsicht eine runde Sache.

„Nichts Is Umsonst“ ist kein freundliches Happy-Go-Lucky-Album, sondern bohrt da, wo es weh tut – mit einer Eindringlichkeit, die weniger harten Mackern und Ingen dann auch schon mal die Tränen in die Augen treiben könnte. „Kann Rap nicht mehr Rap sein?“ Doch. Man muss es nur wollen. „Lass sie reden, lass sie Gangster sein, sie sind nicht unser Niveau – Phlatline!“
Wo sie Recht haben, haben sie Recht. Und es tut noch etwas anderes weh: „Nichts Is Umsonst“ ist das letzte Album der Chemnitzer. Unter dem Strich bleibt das hier: Nichts ist umsonst, vieles vergebens – die Arbeit, die Tefla und Jaleel in ihre Musik stecken, gehört dabei definitiv nicht zu Letzterem. Die Chemnitzer haben einen weiteren Meilenstein abgeliefert und ein Mal mehr bewiesen, dass sie den Titel eines der besten Acts Deutschlands voll verdienen. Wir könnten hier noch eine Seite mit lobendem Gefasel füllen, aber das würde wohl kaum so eine Gänsehaut erzeugen, wie es das Anhören von „Nichts Is Umsonst“ schafft. Zu wissen, dass dies das letzte Werk der Tefla & Jaleel-Trilogie sein soll, stimmt nicht gerade glücklich, aber was die Beiden in den letzten Jahren abgeliefert haben, war eben weder umsonst, noch vergebens, sondern schlicht großartige Musik mit großartigeren Texten. Sie haben deutschsprachigem Rap ihren Stempel aufgedrückt und sollte es tatsächlich das letzte Album der Chemnitzer gewesen sein, so wird im deutschen Rap zukünftig etwas fehlen. Chemnitz is Boss.